Natürlich können auch Kinder an einer Unterfunktion erkranken, das kommt aber bedeutend seltener vor, als bei Erwachsenen.
Es ist jedoch ein ernstzunehmender Zustand, da eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion zu Wachstums- und Entwicklungsstörungen führen kann, insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern.
Da sich durch rechtzeitige Behandlung eine intellektuelle Behinderung bei Kindern verhindern lässt, wird bei allen Neugeborenen nach der Geburt routinemäßig eine Blutuntersuchung im Krankenhaus durchgeführt.
Die angeborene Schilddrüsenunterfunktion tritt bei einer von ca. 2.000 bis 3.000 Geburten auf. Die meisten Fälle entstehen von selbst, etwa 10 bis 20 Prozent sind allerdings vererbt.
Die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion bei einem Neugeborenen ist ein vollständiges Fehlen der Schilddrüse, Unterentwicklung der Schilddrüse oder Entwicklung der Schilddrüse an falscher Stelle im Rachen.
Seltener kommt es vor, dass die Schilddrüse vorhanden ist, aber nicht ausreichend Schilddrüsenhormone produziert. Manchmal tritt eine Schilddrüsenunterfunktion auf, wenn die Mutter nicht genug Jod durch die Ernährung bekommen hat.
Selten gelangen bestimmte Antikörper der Mutter oder Medikamente, die eine Vergrößerung der Schilddrüse verursachen, über die Plazenta zum Kind und verursachen so eine Schilddrüsenunterfunktion.
In seltenenen Fällen ist die Hirnanhangsdrüse abnorm geformt und kann die Hormonproduktion der Schilddrüse nicht anregen.
Kinder mit Down-Syndrom haben ein erhöhtes Risiko für eine angeborene Unterfunktion.
Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion beim Neugeborenen
Unter Umständen hat das Neugeborene anfangs keine Symptome eine Schilddrüsenunterfunktion. Bei Nichttherapie wird die Entwicklung des Zentralnervensystems verlangsamt. Beim Neugeborenen können Teilnahmslosigkeit, Appetitlosigkeit, Gelbsucht, geringe Muskelspannung, Verstopfung, große Fontanellen, heiseres Weinen, langsame Herzfrequenz und ein Nabelbruch auftreten.
Wenn das Neugeborene eine vergrößerte Schilddrüse hat, kann die Schilddrüse auf die Luftröhre drücken und die Atmung bei der Geburt behindern.
Verzögerte Diagnose und Behandlung einer schweren Schilddrüsenunterfunktion führen zu intellektueller Behinderung und Kleinwuchs. Im weiteren Verlauf kann der Säugling trockene, kalte, fleckige Haut, gröbere Gesichtszüge (wie flacher, breiter Nasenrücken und ein aufgedunsenes Gesicht) und einen leicht offenen Mund mit einer vergrößerten Zunge entwickeln.
Die Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion beim Neugeborenen:
- Screening-Tests für Neugeborene
- Schilddrüsenfunktionstests
- Bildgebende Verfahren
Da sich durch rechtzeitige Behandlung die intellektuelle Behinderung verhindern lässt, wird bei allen Neugeborenen nach der Geburt routinemäßig eine Blutuntersuchung im Krankenhaus durchgeführt, um die Schilddrüsenfunktion zu beurteilen.
Wenn die Ergebnisse der Voruntersuchung auf ein mögliches Problem hindeuten, werden Schilddrüsenfunktionstests durchgeführt, bei denen es sich um Bluttests handelt.
Nachdem bei dem Neugeborenen eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert wurde, können bildgebende Verfahren durchgeführt werden, um die Größe und Lage der Schilddrüse zu bestimmen. Diese Tests umfassen Radionuklidscanning oder Ultraschall.
Es können Magnetresonanztomographien (MRT) des Gehirns und der Hypophyse bei Kindern mit zentraler Schilddrüsenunterfunktion durchgeführt werden, um Hirnprobleme auszuschließen.
Prognose bei Schilddrüsenunterfunktion für Neugeborene ist gut.
Die meisten behandelten Neugeborenen entwickeln sich, Gott sei Dank, motorisch und geistig vollkommen normal.
Auch bei angemessener Behandlung kann eine schwere angeborene Schilddrüsenunterfunktion dennoch leichte Entwicklungsstörungen und Hörschaden hervorrufen. Der Hörschaden kann so geringfügig sein, dass er bei routinemäßigen Vorsorgeuntersuchungen des Neugeborenen nicht festgestellt wird, aber dennoch das Erlernen der Sprache beeinträchtigt. Um diesen geringen Hörschaden festzustellen, müssen die Säuglinge erneut getestet werden, wenn sie älter sind.
Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion beim Neugeborenen
Schilddrüsenhormonersatz
Die meisten Neugeborenen mit Schilddrüsenunterfunktion erhalten das künstlich hergestellte Schilddrüsenhormon Levothyroxin zum Einnehmen. Levothyroxin wird eigentlich in Tablettenform verabreicht, aber bei Säuglingen können die Tabletten zerkleinert, mit einer kleinen Menge (1 bis 2 Milliliter) Wasser, Muttermilch oder Säuglingsnahrung (nicht auf Sojabasis) gemischt und mit einer Spritze oral verabreicht werden. Das Hormon sollte nicht zusammen mit einer Säuglingsnahrung auf Sojabasis oder mit Eisen- oder Kalziumergänzungsmitteln gegeben werden, da diese die Aufnahme von Levothyroxin hemmen können. Flüssige Formulierungen sind für Kinder jeden Alters im Handel erhältlich, aber es gibt nur begrenzte Erfahrung mit der Anwendung dieser Formulierungen bei der Behandlung einer angeborenen Hypothyreose.
Die meisten Kinder mit angeborener Schilddrüsenunterfunktion müssen lebenslang Schilddrüsenhormone einnehmen. Einige Kinder, für gewöhnlich diejenigen, die nach dem Kindheitsalter keine Dosis benötigt haben, können die Behandlung unter Umständen nach dem 3. Lebensjahr beenden. Die Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion erfolgt durch einen Arzt, der auf die Behandlung von Störungen des endokrinen Systems bei Kindern spezialisiert ist (pädiatrischer Endokrinologe genannt).